Perlenlexikon

 

Perlen wurden seit jeher von fast jeder Kultur auf der ganzen Welt hergestellt.

Sie sind allerdings nicht nur Schmuck, sondern weitaus mehr:  Sie waren wichtiger Bestandteil des Tauschhandels,  man sprach Ihnen Heilkraft zu , sie gehörten zu rituellen Opfergaben und dienten als Zahlungsmittel für die Reise ins Jenseits.

Die nachstehenden Informationen habe ich nach bestem Wissen und Gewissen zusammengetragen, ohne Anspruch auf Vollständigkeit!

 

"Agrab Al Fadda"

 

Diese wunderschönen handgefertigten Silberperlen mit dem Namen "Agrab Al Fadda" stammen aus Mauretannien und wurden Mitte des 20. Jahrhunderts gefertigt.

Das feine Muster wurde von Hand in das dünne Silberblech gehämmert und die beiden Hälften wurden dann zu einer hohlen Perle zusammengefügt.

Batik-Knochenperlen

 

Diese Perlen wurden meist aus Kamel- oder Rinderknochen gefertigt, wobei für größere Perlen häufig ein Holzkern verwendet wurde.

Die Batiktechnik wurde mit Wachs ausgeführt, gefärbt wurde mit natürlichen Farbstoffen.

Bernstein

Bernstein (auch Amber oder mineralogisch Succinit genannt) ist Baumharz, das vor Jahrmillionen aus den Wunden von Kiefern und anderen Nadelhölzern ausgetreten und an der Luft sehr schnell ausgehärtet ist.

Gewaltige Mengen sanken durch Wasser, Eis und Brandung in tiefe Sedimentschichten ab, wo sie von Sand, Staub und neu gebildeten Gesteinsschichten zugeschüttet wurden und über Millionen von Jahren unter Luftabschluss und Druck zu Bernstein wurden.

Die meisten Bernsteine entstammen dem Zeitalter der Säugetierentwicklung vor etwa 55 Millionen Jahren.

Noch nicht völlig zu Bernstein ausgebildete Harze werden als Kopal bezeichnet. Sie kommen häufig in tropischen Flüssen vor und sind maximal einige Jahrtausende alt.

Der Begriff Bernstein gilt heute für alle fossilen Harze, die älter sind als eine Million Jahre.

 

 

"Delfingeld"

 

Bei diesem sogenannten "Delfingeld" handelt es sich um eine Übergangsform vom Bronzebarren zur geprägten Münze.

Es stammt aus Olbia, einer antiken Stadt an der Mündung des Flusses Bug an der Küste des Schwarzen Meeres und wurde im Zeitraum von 440 - 360 v. Chr. dort hergestellt.

In diesen Gewässern waren Delfine häufig anzutreffen. Weil sie Schiffe zuweilen auf weiten Strecken begleiten, wurden sie zum Symbol für die Schifffahrt und damit letztlich zum Symbol des Handels.

Die Delfine waren genau 4,23 Gramm schwer, das entsprach der Gewichtseinheit der Drachmen von Athen.

Fayence - Perlen

 

Diese kleinen antiken Fayence Perlen stammen aus Ägypten und sind ca. 2500 Jahre alt!

Sie sollten den Träger der Perlen vor Unglück beschützen. Oft wurden Mumien mit tausenden von Perlen als Grabbeigabe bestattet. Die Ägypter glaubten, dass diese Perlen Trost im Jenseits geben würden.

Fayence ist eine Mischung aus Sand, Quarz und Additiven für die Farbe und gilt als Vorläufer des Glases. Die Fayence Paste wurde um eine Schnur gerollt und in Scheiben oder kleine Röhrchen geschnitten.

 

 

Goldgewichte (Bild folgt)

 

Diese aus Bronze oder Messing kunstvoll handgefertigten Goldgewichte dienten als Gewichte zum Wiegen von Goldstaub, dem damaligen Zahlungsmittel Westafrikas.

Sie wurden per Wachsausschmelzverfahren (siehe "Perlen aus der verlorenen Form) von Hand hergestellt. Es gibt Goldgewichte mit geometrischen Mustern aber auch figürliche Darstellungen aus dem Leben der Akan und ihrer Könige.

Ende des 19 Jh. (1896) wurde Gold von der englischen Kolonialverwaltung außer Kurs gesetzt und Münzen ersetzten die Währung Goldstaub.

 

 

 

 

 

Hebron-Perlen (Kano-Perlen)

 

Hebron wurde vermutlich im 3. Jahrtausend vor Christus gegründet und liegt 30km südlich von Jerusalem im heutigen Westjordanland. Dort wurden vom 12. Jahrhundert bis ca. 1880 die Hebronperlen produziert, wobei das Salz des Toten Meeres die unverwechselbaren Farben verlieh.

Die Perlen sind undurchsichtig und wurden in einer sehr begrenzten Farbpalette hergestellt. Es gibt sie in gelb, grün, blau und schwarz mit bunten Einsprengseln.

Von Hebron gelangten die Perlen auf alten Handelswegen nach Westafrika, wo sie hauptsächlich im Sudan verwendet wurden. Dort wurden sie entweder von Frauen als Schmuck getragen oder auch als Schutz gegen Unheil um die Dörfer ausgelegt.

Ab ca. 1840 schätzten die Sudanesen diese Perlen nicht mehr so hoch, sie

wurden von Händlern aufgekauft und nach Kano, der Hauptstadt Nigerias,

gebracht. In Kano wurden die ehemals runden Perlen abgeflacht, vermutlich

um sie besser verarbeiten zu können. Diese abgeflachten Perlen erhielten den

Handelsnamen Kano-Perlen.

 

 

Jemenitische Silberperlen / Silberschmuck

 

Im Jemen war bis Mitte des 20. Jahrhunderts der Großteil der Schmuckherstellung in der Hand von jüdischen Silberschmieden. Das Wissen wurde innerhalb der Familie über Generationen weitergegeben und jemenitischer Schmuck war höchst begehrt.

Das Silber wurde durch Einschmelzen von Münzen (z.B. Maria Theresia Taler) und alten Schmuckstücken gewonnen und kunstvoll neu verarbeitet.

Der Silbergehalt ist daher schwer zu bestimmen, liegt aber häufig zwischen 80-90%.

Viele Schmuckstücke sind mit der Signatur des Silberschmieds versehen - siehe Photo.

Nachdem sich ab Anfang des 20. Jahrhunderts  die traditionellen Verbote im Jemen nochmals verschärften, wanderten bis Mitte des

20. Jahrhunderts (Gründung des Staates Israel) fast alle Juden aus und deren Kunstfertigkeit ging im Jemen verloren.                                                                                                                                                                           

Kabylen-Schmuck

Die Kabylen sind ein Berberstamm aus der Kabylei, diese liegt im Nordosten Algeriens.

Die Kabylen Silberschmiede stellen seit über 800 Jahren traditionellen kabylischen Schmuck her. Silber ist das vorherrschende Material, als Ziertechniken kommen Filigran und Email zum Einsatz. Die einzigen verwendeten Farben sind gelborange, blau, grün. Ein weiterer wichtiger Werkstoff war /ist echte Koralle (von den Korallenriffen der nordafrikanischen Küste). Einige Schmuckstücke binden zudem Silbermünzen ein, die bereits im 17. und 18. Jahrhundert ihren Weg nach Nordafrika fanden.

 

 

Keshi-Perlen

 

Keshi Perlen bilden sich, wenn die Auster das Implantat abstößt, bevor der Wachstumsprozess abgeschlossen ist, oder wenn das Mantelgewebe aufbricht und mehrere Perlensäckchen ohne Kern bildet. Diese Perlensäckchen produzieren dann kernlose Perlen.

Da der implantierte Kern der Perle von der Muschel abgestoßen wurde, besteht die Keshi Perle zu 100% aus Perlmutt.

Daraus ergibt sich die besonders strahlende und schimmernde Oberflächenqualität.

King Beads

 

Hierbei handelt es sich um Trade Beads / Handelsperlen, die Ende des 18. Jahrhunderts bis Anfang des 19. Jahrhunderts in Murano / Venedig für den Handel mit Afrika hergestellt wurden.

 

Es gibt sie in verschiedenen Farben und Designs, aber alle haben die gleiche Bicone / Doppelkegel-Form.

 

Aufgrund Ihrer Größe und Farben waren sie sehr populär unter Stammesfürsten und Königen und wurden als Statussymbol getragen - daher der Name "King Bead".

Krobo-Perlen

 

Die Herstellungsmethoden sind in Afrika, überwiegend Ghana, über Generationen vererbt worden.

Es gibt zwei Methoden:

 

1. Das Glas wird gemahlen und das Granulat in handgefertigten Tonformen "gebacken". Die Perlen werden anschließend handbemalt und gebrannt.

2. Das Glas wird gemahlen und in handgefertigten Tonformen bei großer Temperatur erhitzt. Das Glas schmilzt dabei vollständig. So entstehen lichtdurchlässige Perlen mit zum Teil ineinander verlaufenden Farben.

Mala

 

Eine Mala ist eine im Hinduismus und Buddhismus gebräuchliche Gebetskette.

Sie kann unterschiedliche Größen und Längen haben, häufig besteht sie aus 108 einzelnen Perlen und einer zusätzlichen größeren Perle - der "Guru-Perle".

In der Guru-Perle läuft das meist mit Quasten geschmückte Perlenband zusammen.

Eine Mala wird als Halskette oder um das Handgelenk gewickelt getragen.

 

Millefiori-Perlen

 

Millefiori heißt übersetzt "Tausend Blumen".

Diese einzigartigen und berühmten Perlen wurden vom 17. bis zum 19. Jahrhundert in aufwändiger Handarbeit in Murano, Italien gefertigt und dann nach Afrika gehandelt.

Muria Perlen

 

Muria-Perlen stammen von alten, traditionellen Hochzeitsketten aus Harar, Äthiopien.

Sie wurden der Braut zur Hochzeit als Mitgift / Wertanlage geschenkt.

Gefertigt wurden sie aus eingeschmolzenen Silbermünzen, u.a. Maria Theresia Taler. Der Silbergehalt ist daher ungewiss und liegt schätzungsweise zwischen 65 - 85%.  

Sie bestehen immer aus zwei Halbkugeln, die dann zu einer Perle zusammengefügt wurden. Die hohlen Perlen sind oftmals mit Harz oder Ton gefüllt, dies erhöht das Gewicht und macht sie unempfindlicher gegen Beschädigungen. Es gibt allerdings auch "ungefüllte" Muria-Perlen.

 

 

 

"Nila" Glasperlen

 

Nila ist das arabische Wort für blau, da diese Perlen meist in blau hergestellt wurden. Das Alter der Perlen kann nur geschätzt werden, diese Perlen lagern aber schon Jahrhunderte im Sand der Sahara und können bis zu 1000 Jahre alt sein!

Djenné war für viele Jahrhunderte ein wichtiger Handelsstützpunkt entlang der Transsahara-Routen. Dort werden immer noch antike Glas- und Steinperlen ausgegraben.
Nila Perlen wurden in technisch hochentwickelten Perlenwerkstätten im Mittleren Osten hergestellt und gelangten mit arabischen Kaufleuten über die Transsahara-Karawanenwege nach Westafrika. Die Perlenmacher im Mittleren Osten verfügten über ein großes Können: Gezogene Glasrohre wurden zu kleinen zylindrischen Rohrstückchen geschnitten. Die ca. 3-8mm langen zylindrischen Röhrchen wurden anschließend nochmals erhitzt, um die Kanten rund zu schmelzen.

Perlen aus der verlorenen Form

 

Aus Wachsfäden oder Plattenwachs werden die Schmuckstücke so hergestellt, wie sie auch hinterher aussehen.

Das Wachsschmuckstück wird mit Lehm umschlossen. Die Tonkugel wird am Feuer erhitzt, das Wachs läuft heraus. Nun wird das flüssige Messing hineingegossen.

Um das Schmuckstück herauszulösen, muss die Lehmform zerbrochen werden und kann nicht wiederverwendet werden, deshalb heißt diese Herstellungsmethode " Methode der verlorenen Form"!

Römisches Glas

 

Ca. 100 v. Chr. wurde als weitere einschneidende Erfindung die Glasmacherpfeife erfunden. Jetzt war es möglich, größere Gegenstände aus Glas zu fertigen und Gebrauchsgegenstände herzustellen. Das Glas wurde zum beliebten Handwerksstoff der römischen Welt, die Glasherstellung wurde handwerklich perfektioniert, optimiert und rationalisiert.

 

Die hier abgebildeten Perlen stammen aus Bodenfunden im Mittleren Osten. Es handelt sich um Teile von alten Gegenständen (alte Glasarmreifen, Schalen, Schüsseln, Vasen etc.) , die Durchbohrung wurde teilw. nachträglich durchgeführt!

Rudraksha-Perlen

 

Das Wort Rudraksha setzt sich aus zwei Sanskrit Wörtern "Rudra" und "Aksha" zusammen, die Lord Shiva und Tränen bedeuten.

Laut "Shiva Purana" versank Shiva einst in tiefe Meditation für das Wohlergehen aller Lebewesen. Als er erwachte, öffnete er seine Augen und Tränen fielen auf die Erde. Diese Tränen wurden zu Samen, aus denen der Rudraksha Baum wurde. Rudraksha bedeutet deshalb "Shivas Träne".

Die trockenen Samenkapseln des Baumes formen die Rudraksha-"Perlen" und werden von vielen als Rosenkranz für die Meditation oder als Kette (Mala) getragen.

Schutzamulette

 

Buddha Amulette aus Thailand, Laos und Burma gehören zu den schönsten und variantenreichsten der Welt. Diese unterscheiden sich nicht nur nach Größe und Form, sondern auch nach Farbe und Materialien aus denen sie erschaffen wurden. Jeder Mönch hat seine eigene nur ihm bekannte Rezeptur zu Erschaffung von Budhha Amuletten. Die Rückseiten sind oft mit Schutzsymbolen und Mantras versehen. Die Amulette werden bei den entsprechenden Zeremonien (meist Einweihung eines Tempels oder Aufstellung/Renovierung einer Buddhafigur) oft die ganze Nacht über mit stundenlangem Mantragesang von den Mönchen geweiht.

Spinnwirtel-Perlen

 

Spinnwirtel-Perlen waren ursprünglich Gewichte zur Verwendung bei Handspindeln.

Sie wurden aus Keramik, Ton, Stein, Glas und anderen Materialien hergestellt.

Trade Beads

 

Seit über 1000 Jahren werden Glasperlen als Handelsware nach Westafrika gebracht zum Tausch gegen andere Waren wie Gold, Elfenbein, Baumwollstoffe, Sklaven, Palmöl und Kautschuk.

Bis zum 16. Jahrhundert fand der Handel vom Vorderen Orient und Mittelmeerraum über die Sahara mit Kamelkarawanen statt. Ab dem 16. Jahrhundert gewann der Seehandel europäischer Handelsnationen zunehmend Einfluss. Glasperlen in unzähligen Variationen wurden tonnenweise von Europa nach Westafrika gehandelt.

Zentren der Glasherstellung waren Venedig (Murano), Amsterdam und Böhmen.

Mittlerweile sind diese alten Handelsperlen nur noch schwer zu finden.